Sind Flaggschiff-Smartphones noch zeitgemäß?

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Geschrieben von Tobias

Heute gehen wir der Frage nach, ob Flaggschiff-Smartphones jenseits der 1000 Euro Marke noch zeitgemäß sind - oder ob man sorglos zu preiswerteren Modellen greifen kann.

Seit Monaten stelle ich mir die Frage, ob Flaggschiff-Smartphones noch zeitgemäß sind oder ob sich die Anschaffung eines solchen überhaupt noch lohnt.

Der Grund hierfür ist recht einfach erklärt: Die Kosten dieser Geräte geraten aus meiner persönlichen Sicht immer weiter aus den Fugen. Gab es vor einigen Jahren noch die berühmte „1000 Euro Schallmauer“, hat diese zuerst Apple und Samsung und mittlerweile auch regelmäßig Xiaomi eingerissen. Selbst „Honor“, zwar ein ordentlicher, aber definitiv kein „Premium“-Hersteller, bietet mittlerweile Modelle jenseits der 1000 Euro-Marke an.

Flaggschiff-Smartphones über 1000 Euro keine Seltenheit mehr

Waren diese Geräte früher Exoten, finden sich heute eine zweistellige Modellanzahl jenseits der 1000 Euro-Marke wieder. Und wer nun denkt, Apple kommt mit seinen Premium-Aufschlägen ganz an die Spitze der Preislisten, der irrt.

Aktuell (Stand 10. Juni) habe ich folgende Preise ermittelt

  • Xiaomi 13 Pro – 1498 Euro
  • Apple Iphone 14 Pro Max – 1344 Euro
  • Sony Xperia 1V – 1399 Euro
  • Samsung S23 Ultra – 1050 Euro
  • Vivo X90 Pro – 1050 Euro
  • Asus ROG Phone 7 – 1200 Euro
  • Asus ROG Phone 7 Ultimate – 1400 Euro

Diese Liste lässt sich nun beliebig erweitern, mit unterschiedlichen Variationen an Speicher und Ram, aber auch z.B. mit den „Vorgängermodellen“ der Iphones, die auch gut und gerne noch 1000 Euro und mehr kosten.

Was auffällt: Klappmodelle wie die Z-Fold Serie oder die Pixel Fold-Serie habe ich erst gar nicht erwähnt, bei denen stehen dann schon mal bis zu 2000 Euro je Gerät auf dem Preisschild.

Lohnen sich Flaggschiff-Smartphones noch?

Diese Frage lässt sich Pauschal nicht für jeden Nutzer gleich beantworten. Dies liegt an dem stark fragmentierten Markt und den höchst individuellen persönlichen Ansprüchen bzw. Nutzungsprofilen.

Ich bin hauptberuflicher Mediengestalter und nutze das Smartphone häufig für die Arbeit mit Kunden, ob für Fotos für Web und Social Media oder auch um Fotos und Videos für die Technikzentrale oder andere meiner Projekte anzufertigen. Aus diesem Grund ist mir eine herausragende Kamera wichtig.

Aktuelle Flaggschiff-Smartphones

Da ein großer Teil meiner Arbeitszeit jedoch am Schreibtisch ist, bin ich nicht auf 2 Tage Akkulaufzeit angewiesen. Auch brauch ich keinen „Panzer“ als Smartphone, welches ich aus 2 Metern Höhe auf den Boden feuern kann. Und jetzt nehmen wir als Pendant den Maurer: Der möchte überwiegend ein robustes Gerät, welches ihn nicht in der Hosentasche stört, wenn er kniend auf dem Boden seiner Arbeit nachgeht.

Als Beweissicherung macht er dann auch mal ein paar Fotos, die dürfen gerne „nett“ aussehen, brauchen aber keinen 10-fach Zoom oder 4k High-End-Video-Auflösung. Da reicht eine solide Mittelklassekamera vollständig aus – und die findet man heute in Smartphones für 500 Euro bereits zu Hauf.

Flaggschiff-Smartphones sind Technologieträger

Für mich sind Flaggschiff-Smartphones mittlerweile nur noch Technologieträger, deren Technik später in die Mittelklasse Einzug erhält. Diese Geräte verfügen meist über eine unfassbare Rechenleistung, ultrascharfe und extrem schnelle und helle Displays und meist auch über herausragende Kameras.

Andere, wie beispielsweise die Foldables haben als Technologie „faltbare Displays“. Zugegeben, etwas spannendes. Braucht man es jedoch im Alltag? Mitnichten.

Xiaomi 13 Pro | Bild: Xiaomi
Xiaomi 13 Pro | Bild: Xiaomi

Es ist heute gängige Praxis, dass neue Funktionen erst einmal in Top-Modelle integriert werden oder besser gesagt als „Top-Modell“ auf den Markt kommen – ob nun bei Smartphones oder Elektroautos. Auch dort finden sich aktuell kaum bezahlbare, zweckmäßige Klein- oder Mittelklassewagen. Stattdessen tummeln sich die Hersteller in der SUV-Sparte mit hohen Preisen und teils irrsinnigen Leistungen herum.

Man überschätzt seine eigene Kompetenz und kauft höherwertig

Was mir persönlich seit Jahren als PC-Techniker mit eigenem Laden, aber auch im Freunde- und Bekanntenkreis aufgefallen ist, war die Tatsache, dass viele Menschen ihre eigenen Bedürfnisse vollständig überbewerten. Da kamen dann Menschen zu mir und erklärten mir, dass sie ja richtig intensiv mit Exel, Word und Firefox arbeiten, bis zu 12 Stunden am Tag und sie deswegen gerne 2000 Euro für einen PC ausgeben möchten.

Meine Erklärung war dann immer: Statt extremer Leistung empfehle ich ihnen haltbare Komponenten, die auch für einen intensiven Business-Einsatz ausgelegt sind. Am Ende zahlte der Kunde dann für einen individuell maßgeschneiderten PC mit herausragender Teilequalität, geringer Arbeitslautstärke und einem schicken Gehäuse („man gönnt sich ja sonst nix“) inklusive kleiner Bauform 1000 Euro. Wochen später bestätigte mir der Kunde seine Zufriedenheit.

Was ich damit erklären möchte ist folgendes: Selbst ein 400 Euro Smartphone mit halbwegs aktuellem SOC bietet für die meisten Anwendungen genügend Power, vorausgesetzt der Hersteller setzt konsequent auf schnellen Speicher und USB 3.2 Anbindung. Dann wird das Gerät für vermutlich 70 Prozent der Nutzer bereits ausreichen.

Für die, die Gaming am Smartphone betreiben, Streamen oder Videoschnitt erledigen wollen: Ja, ihr braucht mehr Power. Das wisst ihr selbst. Diese Anwendungsfälle erfordern auch andere Geräte. Aber für alle „Social-Media-Nutzer, TikTok-Seher und WhatsApp-Schreiber“: Nein, IHR braucht definitiv kein 1000 Euro Smartphone, damit ihr genügend „Leistung“ habt.

Oft erweckt es den Eindruck, als ginge es beim Smartphone-Kauf eher auch um das Thema „Status-Symbol“, auch hier vergleichbar mit der Automobil-Industrie.

Verzicht aufs Flaggschiff-Smartphone – Fokus auf andere Details

Ich möchte gegen Ende dieses Artikels viel mehr den Fokus auf andere Punkte umlenken. Statt dem Kauf eines „High-End“-Asia-Smartphones könnte man den Fokus auf andere Punkte wie Updatesicherheit und Herstellungsland lenken.

Klar, auch Xiaomi bietet eine Updategarantie – bei den Tausend-Euro-Plus-Modellen rund 3 Jahre Upgrades und 5 Jahre Sicherheitspatches. Was jedoch nicht deutlich wird, ist die Häufigkeit der Updates. Und sind wir ehrlich: Die Software der Xiaomi-Geräte ist im Auslieferungszustand häufig ein schlechter Witz.

Aktuelle Mittelklasse-Smartphones

Es ist halt „wild zusammengeklöppelt“, auch wenn euch „Tech-Youtuber“ etwas anderes erzählen möchten und werden.

Und bevor ich es vergesse: Die Update-Garantie gilt natürlich nur für die Topmodelle. Die preiswerten fallen häufig „ohne Garantie“ hinten runter, wie beispielsweise das Xiaomi 13 Lite – es erscheint nicht einmal in einer Update-Liste.

Aber sind wir ehrlich: Wie soll ein Hersteller auch gefühlt 50 verschiedene Modelle mit regelmäßig neuer Software ausstatten können? Das geht logistisch einfach nicht.

Mein Fazit: Verzicht auf Flaggschiff-Smartphone, kauft die gute Mittelklasse

Für mich ist das Fazit klar: ich mache einen großen Bogen um die meisten Asia-Produkte aus den Häusern wie Xiaomi, Redmi, Oppo, OnePlus, aber auch von Smartphones aus dem Hause Blackview und ähnlichen Amazon-Brands lasse ich die Finger.

Update-Versprechen werden regelmäßig gebrochen, Modelle eingestellt oder vom Markt gefegt. So etwas brauche ich nicht bei einem Produkt, welches hochsicher sein sollte – mit Blick auf Bezahlen per NFC, Tan-/Pin-2-Faktor-Authentifizierung für Logins bei Banken oder Trading-Plattformen oder ähnlichem.

Flaggschiff-Smartphones vergangener Tage: Samsung S21 Ultra
Flaggschiff-Smartphone vergangener Tage: Samsung S21 Ultra | Bild: Samsung

Also bleiben renommierte Hersteller wie Gigaset, Apple, Google, Samsung, Motorola oder Sony über. Und auch dort brauch ich nicht in die absolute Oberklasse zu greifen. Das Smartphone-Segment „um 500 Euro“ ist mittlerweile hochinteressant, wie z.B. ein Pixel 7a zeigt, aber auch ein Gigaset GX6, welches ich auf meinem Youtube-Channel ausführlich vorgestellt habe.

Viele brauchen weder die „Pro“ noch die „Plus“ und schon gar nicht die „Ultra“-Versionen von Smartphones. Schaut auch gerne nach den Topmodellen aus dem Vorjahr – beispielsweise dem Samsung S22, welches man bereits heute, oft über Amazon „Wie neu“ für unter 600 Euro bekommen kann. Alternativ hierzu wären beispielsweise auch ein Pixel 7a für rund 500 Euro, ein Pixel 7 für rund 600 Euro anschauen.

Und wer „unbedingt“ Ultra möchte: Das S21 Ultra mit 5G gibt es bereits für rund 500 Euro. Und ja: Die Kameras sind immer noch fantastisch, Updates lange und regelmäßig – fast monatlich – garantiert und man bekommt viel Smartphone für das Geld.

In den nächsten Wochen werde ich euch ein paar Empfehlungen meinerseits aufzeigen, alle im besagten Preissegment.

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