Die ersten Wochen der Renovierung waren stressig. Angetrieben durch meinen Vater und meinen Onkel brauchte ich einige Tage, um „reinzukommen“. Woran das lag? Nun, irgendwann habe ich mal einen Handwerksberuf erlernt und sogar den Meistertitel im Elektrohandwerk erlangt. Es folgten danach aber fast 16 Jahre ausnahmslos Computer-Arbeiten. Wieder in die Handwerkerrolle zu schlüpfen war daher etwas gewöhnungsbedürftig.
Als es dann aber richtig zur Sache ging, war ich Feuer und Flamme. Nach den Wochen der theoretischen Planung wurden die Ziele konkreter und auch entsprechend formuliert.
Und dann ging es auch schon los: Einkaufen und Materialbeschaffung. Aufmaß um Aufmaß in allen unterschiedlichen Bereichen wurde angefertigt…
Ausräumen & Loslegen
Nachdem die familiären Dinge geklärt waren fand sich schnell ein Helfertrupp in Form meines Vaters, meines Onkels und meiner Tante. Wir sortierten das Hab und Gut meiner lieben Oma aus, Dinge die nicht im Familienkreis Verwendung fanden übergaben wir an die örtlichen Hilfsorganisationen und die Stadtverwaltung, die händeringend nach Möbeln und Dingen des täglichen Bedarfs für die Flüchtlingsunterbringung suchen.
Binnen weniger Tage konnte so bereits Ordnung geschaffen werden. Was über war, war nicht mehr erhaltungswürdig und wurde dann in zwei Wagenladungen auf den Wertstoffhof gebracht.
Ein erster Kraftakt, der jedoch insbesondere dank meines Onkels und meiner Tante herausragend gut funktioniert hat. Den Schlussakkord setzten dann mein Onkel und ich durch das „Zerlegen“ der Restmöbel und deren Abtransport.
Zwei Tage nicht da – Tapeten weg
Da es zu dieser Zeit etwas stressig in meiner Selbstständigkeit wurde, musste ich zwei Tage auf der Baustelle pausieren. Untätig waren meine beiden fleißigen Kumpanen aber nicht: Sämtliche Tapeten im Haus waren verschwunden, die Böden mit Bodenschutzfleece ausgelegt und der entstandene Müll abtransportiert.
Das setzte mich unter Zugzwang. Ich musste Material besorgen.
Die ersten Einkäufe
Und schon ging es auch los… Ich beschaffte LED-Strahler, Werkzeuge, Verbrauchsmaterialien, Spachtelmasse und was es sonst noch alles so für den ersten Schwung an Arbeitsaufträgen brauchte.
Und: Auch den Holzlack für die Decken. Denn die dunklen Holzdecken sollten weiß werden.
Das Problem mit den Decken
Tja. Und so kam es dann auch. Buntlack seidenmatt weiß mit Grundierung gekauft und schon ging es los. Mein Vater hatte hier bereits einschlägige Erfahrung und so machte er sich mit Sprühpistole ans Werk und sorgte für ein schönes Ergebnis im Wohnzimmer und dem zukünftigen Büro.
Es folgten wenig später die Decken im Flur sowie der Toilette. Dies war ein erster Schritt, ein erster Meilenstein der den berühmten „Wind of Change“ hat einziehen lassen.
Ein bisschen Ärger machte dann aber doch eine Decke: Im Flur entstand kurzfristig eine Art „Tropfsteinhöhle“, da die Decken – aus welchem Grund auch immer, die Farbe nicht aufnehmen wollten …. 24 Stunden später war jedoch ein Großteil wie von Geisterhand verschwunden. Bis heute können wir uns nicht erklären, weshalb das passiert und was der Grund für die plötzliche „eigenständige Behebung“ war. Mit kleinen Nachschleifarbeiten konnte die Decke zur Zufriedenheit aller gestaltet werden.
Ihr fragt euch nun vielleicht, warum hast du das nicht gleich neu gemacht? Nun. Einfach erklärt: Die Deckenpaneele waren technisch in Ordnung und von guter Qualität. Der vorhandene Untergrund in dem über 120 Jahre alten Haus ist jedoch wenig gerade – ein Problem, was uns weiter begleiten wird. Das herausreißen der alten Decke und das neue einbauen weißer Paneele hätte uns nicht nur sehr viel Zeit gekostet, sondern auch sehr viel Geld. Geld welches für andere Baustellen benötigt wird.
Und da es eine Sanierung „On a Budget“ werden soll, muss an gewissen stellen gespart – oder durch Eigenleistung optimiert werden. Und hier hatten wir die Möglichkeit mit Geschick und ein bisschen Farbe ein tolles Ergebnis zu produzieren. Also: Warum nicht 🙂
Alte Elektronistallation entfernen
Während sich also mein Onkel und mein Vater um die Decken gekümmert haben, begann ich mit der Auftrennung der alten Elektroanlage. Der ganze alte Kram musste raus: Stoffummantelte Leitungen, gepaart mit teilweise abwitzigen Installationswegen sorgten mehr als einmal für Verwunderung – nicht nur über die Ausführung, sondern auch darüber, dass hier so viele Jahre nichts schlimmeres passiert ist.
Die Entscheidung, eine Aufputz-Installation durchzuführen und sich die gesamte Stemmarbeit im Haus zu sparen, darf im Nachgang als richtig bezeichnet werden.
Auch hier haben wir uns extrem viel Arbeitszeit gespart und mit den Sockelleistenkanälen, die mit Silikonlippen ausgestattet sind, einen guten Abdichteffekt an den teils unerhört krummen Wänden geschaffen.
Abends saß ich dann über der Bauplanung, Leitungsplanung, Materialbeschaffung und Bestellvorgängen um sicherzustellen, dass zu jeder Zeit das richtige Material vor Ort verfügbar war.
Das Grauen wartete dann an den Tagen danach: Durchbrüche schlagen in alten „Backsteinen“. Ja man kennt es. Steine spritzen weg, Funken schlagen und dann ging es noch in den alten Kamin, der, zumindest für meinen Vater und Onkel noch eine Böse Überraschung bereit hielt… nämlich ganz viel alte Asche. Und passend zum Grubenhaus sahen die Beiden dann zeitweise wie Bergleute aus.
Aber es hat sich gelohnt: Nachdem die Herausforderungen gemeistert werden, lagen die neuen Zuleitungen im Obergeschoss und im Erdgeschoss an der richtigen Stelle.
Tapeten her! Es geht los!
Und ja. Schon ging es weiter mit dem tapezieren des Wohnzimmers und des Büros. Ich habe mich aus mehreren Gründen für eine Vlies-Raufaser Erfurt Rustic entschieden: Zum einen ist sie leicht und schnell zu verarbeiten, ein wichtiger Punkt um alles im Zeitplan fertig zu bekommen. Zum anderen kaschiert die Struktur den schlechten Untergrund.
Wir haben zwar grobe Mängel mit Spachtelmasse beseitigt, aber in dem wie bereits gesagt sehr alten Haus ist keine Wand gerade. Mitten auf der Wand befinden sich plötzlich Beulen in der Größe eines Fußballs. Da kann keine Spachtel der Welt mehr helfen, einzig das „davorstellen“ von Gipswänden wäre da denkbar, verkleinert aber den Raum, kostet wieder einmal Geld und verlängert die Renovierungszeit. Also nimmt man den Untergrund weitestgehend in Kauf und bessert dort aus, wo es besonders schlimm ist, wie z.B. am Kamin.
Jetzt geht es dem Strom an den Kragen
Nachdem die Tapeten an der Wand waren, wartete bereits das bestellte Installationsmaterial: Brüstungskanäle, Einbaudosen, Sockkelleistenkanal, Aufputz-Steckdosentanks und mehrere hundert Meter NYM-J Mantelleitung in den Größen 3 x 1,5 mm² und 3 x 2,5 mm². Und dann war da noch das dicke 5 x 10 mm² für die neuen Unterverteilungen und das 5 x 6 mm² für den elektronischen Durchlauferhitzer.
Zu dritt ging es dann ans Werk für die Installation der Brüstungs- und Sockelleistenkanäle. Eigentlich eine praktische Möglichkeit, Leitungen zu verlegen. Der größte Nachteil ist, dass man tagelang über den Boden robbt und insbesondere aufgrund der schiefen Wände hunderte Dübel versenkt.
Während meine beiden Edelhelfer sich um die Kanalinstallation kümmerten begann ich, die ersten hundert Meter Kabel in den neuen Kanälen zu versenken und gleichzeitig die Brüstungskanäle mit Schaltern, Steckdosen und Abzweigdosen zu bestücken und zu verklemmen.
Ziel war es, möglichst schnell wieder von der Stromversorgung per Kabeltrommel wegzukommen und auf die neuen, mittlerweile eingetroffenen und vorverdrahteten Elektroverteiler umzustellen.
Und was soll ich sagen? Nach gut drei Wochen Arbeit war es pünktlich zum Wochenende so weit, die Anlage in Betrieb zu nehmen. Alles funktionierte direkt auf Anhieb und wir alle waren durchaus stolz und glücklich, auch diesen großen Schritt erfolgreich bewältigt zu haben.
Mit diesem Motivationsschub ging es dann ins Obergeschoss….
Dazu mehr im nächsten Update (oder im Video).