Der DJI OM 5 reiht sich nahtlos in die „Osmo Mobile“-Reihe ein, wurde aber wieder deutlich verändert. Die Frage die sich stellt ist, ob der OM5 nur „verändert“ oder auch „verbessert“ wurde.Â
DJI OM 5 – Produktest auf Youtube
DJI OM 5 Test: Selfie-Stick zum Rekord-Preis?
Schaut man sich den OM5 im Vergleich zu seinem Vorgänger an, stellt man durchaus einige Unterschiede fest. So ist der neue DJI-Ableger rund einhundert Gramm leichter als sein Vorgänger. Wer nun jedoch an Gewichtsersparnis denkt, wird enttäuscht: Das geringere Gewicht wurde durch einen mehr als halb so kleinen Akku realisiert- statt rund 2500 mAh sind nun nur noch 1000 mAh an Akku vorhanden. Dadurch reduziert sich die Nutzungszeit von über 15 Stunden auf nur noch sechs.
Gleichzeitig hat der Hersteller einen ausziehbaren Selfie-Stick verbaut. Dies ist durchaus praktisch für die schnelle Gruppenaufnahme, das Filmen am Boden oder dem „etwas längeren Arm“ um über eine Menschenmasse hinweg zu filmen.
Und auch den Klappmechanismus am Gimbalarm wurde überarbeitet, sodass sich der Winzling nun noch kleiner zusammenfalten lässt.
Neben einer neuen Farbe wurde ansonsten nur softwareseitig optimiert: Mit Vorlagen lassen sich leicht Social-Media-konformer Content entwickelt und das Active-Track-Feature wurde in neuer Version implementiert.
Der Preis stieg jedoch um rund zwanzig Euro an.
DJI OM 5 – Schwache Motoren
Kommen wir zu einem weiteren technischen Punkt: Die Motoren des OM 5 sind wahrlich nicht stark. Man kann, so der Hersteller, ein Smartphone mit 290 Gramm montieren. Das reicht für die meisten Geräte aus, denn auch ein iPhone 13 pro Max wiegt nur rund 240 Gramm. Dennoch muss man sich bewusst sein, dass dieses Gewicht schon eine echte Herausforderung für den Gimbal ist.
Mit Zusatzobjektiven brauch man dann schon gar nicht mehr anzufangen – und ehrlich gesagt mit. 280 Gramm an Gewicht auch nicht. Alles unter 220 Gramm meistert der OM 5 immer noch gut, alles darüber wird schwieriger.
Qualität & Produktdesign
DJI tut alles, das Produkt hochwertig wirken zu lassen. Die Verpackung erinnert an Apple, es liegt ein Beutel zum Verstauen bei und der Gimbal selbst wirkt ziemlich robust und liegt gut in der Hand.
Dennoch haben die Produktdesigner aus meiner Sicht gravierende Fehler gemacht. So findet sich nur ein 1/4 Gewinde an der Unterseite des Gimbals. Warum nicht an der Seite, wie bei vielen anderen Herstellern? Dort könnt man problemlos z.B. ein Mikrofonempfänger oder eine Videoleuchte montieren. Stattdessen muss man unten, wo z.B. der Tripod montiert werden könnte, um den Gimbal auch im Stehen zu verwenden, seine Equipment unterbringen. Smallrig hat glücklicherweise ein Modulbauteil entwickelt, mit dem das Ganze etwas besser wird.
In meinem Test habe ich den Rode-Empfänger auf die obere Gimbal-Achse per Klettband geklebt. Auch nicht die beste Lösung, aber immer noch besser als anders – denn so stört das Kabel am wenigsten.
Ãœbrigens: Einen Vollschwenk um 360 Grad bekommt man mit dem OM 5 nicht hin. Das ist schlecht, aber nicht Kaufentscheidend.
In Sachen Qualität ist DJI blicherweise über jeden Zweifel erhaben. Die Verarbeitungsqualität ist in weiten Teilen tadellos, der Selfie Stick wandert mit einem Satten Schmatzen aus dem Griff. Die Magnetklammer haftet fest und der Faltmechanismus samt Motorenarmen wirken massiv.
Nicht mithalten kann da der labberige Joystick und die Tastendruckpunkte, die denen einer überreifen Tomate gleichen. Ansonsten funktionieren die App-Funktionen tadellos, einzig Active-Track könnte noch smoother die Nachverfolgung angehen.
Die app funktioniert ansonsten problemlos, die Schnittvorlagen sind nichts für Jeden, aber helfen Einsteigern im schnellen Erstellen von – standardisierten – Videos.
DJI OM 5 Test: Lohnt sich ein Gimbal noch?
Eine der wichtigsten Fragen ist jedoch, wie performant der Gimbal im Jahr 2022. Nun: Die Stabilsiierung funktioniert.
Und ja, man erkennt auch einen Unterschied zwischen Gimbal und reiner Smartphone-Aufnahme. Doch die Stabilisierungen in den Smartphones wird immer besser, sodass sich das Einsatzfeld deutlich verkleinert.
Ich z.B. nehme alle Youtube-Videos mit dem Smartphone auf – ohne Gimbal und nutze hierfür das Google Pixel 5.
Anders sieht es natürlich bei Action-Shots aus. Da braucht es auch 2022 noch eine Stabilsierung – oder eine Zeitgemäße Actioncam.
Die Frage, ob man als DJI OM 4-Nutzer noch auf die Fünfer-Serie upgraden soll, kann ich mit einem klaren Nein beantworten. Die Motoren sind gleich geblieben, die Akku-Laufzeit schlechter. Einen Pole oder eine Verlängerungsstange kann man für wenige Euro am OM4 nachrüsten und die Stabilisierung ist gleich geblieben. Dafür hat sich die Akkulaufzeit massiv verschlechtert und auch das Reverse-Charging ist nicht mehr möglich.
Der OM 5 gehört definitiv zu den besten Gimbals auf dem Markt, aber auch gleichzeitig zu den teuersten Smartphone-Stabis.
Den Zhiyun Smooth Q3 bekommt man beispielsweise für unter 100 Euro und gilt als Pendant zum OM 4. Der Q4 ist ein fast identischer OM 5 zu ähnlichem, aber immerhin 20% günstigerem Preis.
Und dann gibt es da noch die Top-Empfehlung: Den Zhiyun Smooth 5 für 160 Euro – eine Allround-Waffe mit starken Akku, Reverse-Charging und viel stärkeren Motoren und größerer Pan-Reichweite.
Für mich hat sich der OM 5 schlecht weiterentwickelt, einzig der Selfie-Stick ist eine sinnvolle Neuerung, der Rest scheint Spielerei. Braucht es also das Upgrade vom OM 4 auf OM 5 ? Aus meiner Sicht nicht.