Mehrere Wochen sind wir nun mit den Smartphone-Vorsatzobjektiven von Apexel unterwegs. Dabei konnten wir es während Videoaufzeichnungen, in der Sonne, im Schatten und bei der klassischen Fotografie verwenden.
Video-Testbericht
Während das Fazit für die Objektive größtenteils eindeutig ausfällt, bleibt aber ein Wunsch am Ende stehen – und das Gesamtfazit, dass nicht jedes Smartphone diese Vorsatzobjektive benötigt.
Die Verarbeitungsqualität & Lieferumfang
Die Objektive kommen mit Gummitüllen auf beiden Seiten in einem Moosgummi-Case zu dir nach Hause. So sind die Objektive immer gut geschützt an einem Platz verpackt. Außerdem liegt ein Mikrofaser-Tuch und die Objektivklemme bei.
Alle Objektive bestehen aus Aluminium, die Linsen aus, wie der Hersteller mitteilt, „deutschem Schott Glas“. Weiterhin sollen die Objektive asphärisch sein, um Reflexe und Baugröße zu reduzieren.
Alles in Allem ist die Verarbeitungsqualität für den Preis überraschend gut und steht den Objektiven von Moment oder Sirui nicht nach, dafür kosten hier fünf Objektive ungefähr das, was eines der anderen Hersteller kostet.
Dafür ist der Halteclip vollständig aus Kunststoff und wirkt, insbesondere die Fixierschraube eher billig. Während an den Objektiven die Gewinde aus Metall gefräst sind, besteht das Gewinde am Smartphone-Clip aus Kunststoff.
Dafür sind die Innenseiten umfangreich mit Gummi bezogen, um Kratzer zu vermeiden und den Grip zu erhöhen. In der Praxis hält der Clip wirklich gut. Ich wünsche mir dennoch die Verarbeitung aus Aluminium.
Wichtig anzumerken ist, dass JEDES (!) Smartphone-Vorsatzobjektiv die Bildqualität im Bereich der Schärfe und des Detailgrads verschlechtert. Es geht einfach nur um die Frage, wie gut kann das Objektiv die ursprüngliche Qualität erhalten.
Tobias Altherr
Die Bildqualität der einzelnen Objektive
In der Praxis am wenigsten gefallen hat mir das Fisheye-Objektiv. Ich sehe den Anwendungszweck nicht. Die Abbildungsleistung hingegen war überraschend ordentlich, mit der am Rand zu erwartenden Unschärfe. Für mich ist dies aber ein Objektiv, auf das ich gut und gerne verzichten kann.
Außerdem neigte das Objektiv zu teilweise deutlichen Lensflares und einer riesigen Vignette. Die Schärfe, insbesondere im mittleren Bereich hingegen war gut.
Das 2x Tele-Objektiv neigt ebenfalls zu Lensflares im Gegenlicht. Die Detailschräfe war jedoch bis in die Außenbereiche gut. Die Farben werden leicht abgeschwächt, zumindest im Einsatz bei meinem Pixel 5, was in der Nachbearbeitung jedoch einfach ausgeglichen werden kann.
Was beeindruckend ist, ist die Tiefenschärfe die sich im Portrait-Bereich generieren lässt. Das sieht richtig gut aus, ohne den Portrait-Modus zu verwenden. In Verbindung mit der vorhandenen Schärfe und der richtigen Motivpositionierung lassen sich wirklich brauchbare Aufnahmen kreieren.
Das 10x Macro-Objektiv gehört für mich zu den hochwertigsten, die ich jemals im Smartphone-Bereich gesehen habe. Trifft man den zugegebenermaßen engen sweet-Spot, überzeugt das Objektiv durch sehr gute Schärfe in der Bildmitte, guten Farben und einem fantastischen Bokeh.
Aber: Mit diesem Objektiv muss man spielen. Nah ran, bis auf ca. 1-2 cm, manchmal sogar schon mit dem Objektiv das Fotoobjekt berühren. Das Objektiv lädt einfach dazu ein!
Beim 110° Weitwinkel sind meine Gefühle etwas durchwachsen. Je nach Situation neigt das Objektiv zu Unschärfe – auch in der Bildmitte. Hier braucht es offenbar etwas mehr Geduld mit dem Fokusfindung des Smartphones. Auch die Farben werden häufiger verwaschen, auch wenn sich dies in der Nachbearbeitung problemlos und schnell lösen lässt.
Am Bildrand neigt das Objektiv zu leichter Vignettierung und Unschärfe, aber absolut im brauchbaren Rahmen. Hier muss der Fotograf einfach ein bisschen Geduld haben und sich um die Bildkomposition kümmern, um ein richtig gutes Ergebnis zu erzielen.
Dafür lässt sich mit dem 110° Objektiv auch im Videobereich viel positives erreichen, in dem der 4K-Crop des Pixel 5 beispielsweise ausgeglichen wird.
Und dann gibt es da noch das 170 ° Ultraweitwinkel-Objektiv. Ja, es hat einen relativ starken Verzerrungsbereich. Ja, es wird am Rand unscharf. Aber die Abbildungsleistung in 80% des Bildes ist sehr gut.
Hier lohnt es sich z.B. in der Nachbearbeitung leicht einzucroppen, um die größte Unschärfe zu entfernen.
Für mich gehört das 170°-Objektiv zu den meistgenutzten Objektiven, gemeinsam mit dem Marko und dem 110°.
Verbesserung möglich?
Ja! Für mich, als Run-and-Gun-Shooter ist die Lösung mit einem Smarpthone-Halteclip nicht praktisch. Sirui und Moment haben hier für die Smartphones passende Hüllen, die immer installiert sind und über ein Bajonett bzw. Schraubgewinde verfügen. Dies würde Apexel mit diesen Objektiven auch gut zu Gesicht stehen!
Bei den Objektiven selbst ist für mich das Fisheye mit Abstand das am wenigsten gebrauchte. Statt diesem würde ich sehr gerne ein 5x Tele sehen, zumal das Unternehmen weitere Zoom-Stufen als Einzelobjektive anbietet.
Kritik! Der Clip…
Für mich ist der Halteclip mit Abstand das schlechteste Bauteil. Das Vollplastikteil mit der wackeligen Kunststoffschraube überzeugt mich nicht, auch wenn der Halt sehr gut war. Ich habe Zweifel, was die Langlebigkeit angeht.
Apexel verfügt über zahlreiche Objektivkits, in verschiedener Qualität. Wäre ich der Hersteller, würde ich einen Großteil der billigst-Objektive aus dem Sortiment nehmen und für dieses von mir getestete System weitere Erweitungen, Smartphone-Cases und ähnliches entwickeln. Denn NOCH gibt es einen Markt für solche Objektive.
Wer braucht diese Objektive?
Hier würde ich ganz klar auf Hobby-Smartphone-Fotografen tippen. Denn ein professioneller Fotograf würde eher mit hochklassischen Smartphones arbeiten – oder gleich mit der großen Kamera.
Jemand, der bereits über ein aktuelles Top-Smartphone, beispielsweise ein Pixel 6 Pro, ein Samsung S22 Ultra, ein iPhone 13 Pro oder ein anderes Modell mit modernen Periskop-Zooms und hochwertigen Weitwinkeln, brauch solche Objektive nicht, denn die Bildqualität wird sich verschlechtern.
Wer über preiswerte Smartphones mit einer guten Hauptkamera, aber deutlich schwächeren zweit- und dritt-Linsen verfügt, kann mit diesen Objektiven die Qualität seiner Hauptkamera auf andere Brennweiten ausweiten.
Hier kommt es also sehr auf euer verwendetes Smartphone an: 250 Euro-Modelle profitieren stark, 750 Euro-Modelle deutlich weniger, 1000+ Modelle werden einen Rückschritt erleben.
Kann ich die Apexel-Objektive grundsätzlich empfehlen? Ja. Die Verarbeitungsqualität ist gut, die Ergebnisse sind meist brauchbar. Einzig der Halteclip könnte optimiert werden und das Fisheye gerne gegen einen 4x oder 10 x Telezoom ersetzt werden.
Ich habe Fisheye-Vorsätze verschiedener Hersteller ausprobiert. Sie versprachen Bildwinkel von 180° bis hin zu sagenhaften 235°. Kein einziges Fisheye erreichte 180° – selbst in der Diagonale nicht. Im besten Fall waren in der Diagonale ca. 160° drin.
Sehr enttäuschend: Ich suchte eigentlich eine Vorsatzlinse, mit der ich, Kamera senkrecht nach oben gerichtet – eine echtes Kugelpanorama kriegen kann (mit Qualitätsverlusten am Rand rechne ich). Leider: Das schaffte keines der Fisheyes. Schade.