Das wichtigste zuerst
- Hybrid-Heizkörperthermostat: Das Aqara Radiator Thermostat W600 unterstützt sowohl Zigbee 3.0 als auch Thread (Matter-over-Thread).
- Sehr leiser Antrieb: Der Stellmotor arbeitet laut Testberichten unter 30 dB und wird als deutlich leiser als viele Vorgänger- und Konkurrenzmodelle beschrieben.
- Für Aqara- und Matter-Umgebungen: Lässt sich wahlweise tief im Aqara-Ökosystem (Zigbee) oder in Matter-fähigen Smart-Home-Systemen per Thread betreiben.
- Moderne Bedienung: Drehregler am Gerät, LED-Matrix-Display im Gehäuse, Steuerung per Aqara-App oder Matter-fähigen Apps.
- Einsatzbereich: Für Standard-Heizkörperventile (M30 x 1,5 mm) mit mehreren Adaptern, konzipiert für leisen Einsatz z. B. im Schlafzimmer.
Spannend ist dabei vor allem der Hybrid-Ansatz: Du kannst das Gerät entweder klassisch über Zigbee in das Aqara-Ökosystem einbinden oder als Matter-over-Thread-Thermostat in ein modernes, herstellerübergreifendes Smart Home integrieren – ohne Hardwaretausch.
Hybrid zwischen Zigbee und Thread
Das W600 (Modell WT-A03D) unterstützt sowohl Zigbee 3.0 als auch Thread. Praktisch bedeutet das:
- In einem bestehenden Aqara-Setup bindest du es wie gewohnt über einen Aqara-Hub per Zigbee ein.
- In einem Matter-Setup kannst du es als Thread-Gerät direkt mit einem Thread Border Router (z. B. HomePod oder andere Matter-/Thread-Hubs) nutzen.
Die Idee dahinter: Du musst dich nicht endgültig festlegen. Wer heute mit Aqara startet, kann später relativ leicht auf ein stärker Matter-zentriertes System umstellen, ohne die Thermostate austauschen zu müssen.
Wichtig ist der Hinweis, dass die Funktionspalette je nach Modus etwas unterschiedlich ausfällt. Im Zigbee-Betrieb über die Aqara-App stehen aktuell meist mehr Komfortfunktionen zur Verfügung, etwa erweiterte Zeitpläne oder die direkte Verknüpfung mit anderen Aqara-Sensoren. Im Matter-/Thread-Betrieb liegt der Fokus stärker auf der grundlegenden Heizungssteuerung und der schnellen Reaktion im Netzwerk; komplexe Logiken hängen hier stärker von der verwendeten Smart-Home-Zentrale ab.
Design und Bedienung
Optisch setzt Aqara beim W600 auf ein schlichtes, weißes Zylinderdesign mit einem Durchmesser von rund 57 Millimetern und einer Länge von etwa 90 Millimetern. Auffällig ist das integrierte LED-Matrix-Display: Es verschmilzt optisch mit dem Gehäuse und wird erst bei Aktivität sichtbar. Das Display lässt sich um 180 Grad drehen, sodass du es an deine Einbausituation anpassen kannst – ein Punkt, der gerade bei Heizkörpernischen hilfreich ist.
Bedient wird das Thermostat direkt am Gerät über einen Drehkranz und natürlich über die jeweilige App. In Testberichten wird der Drehkranz als eher weich beschrieben, ohne ausgeprägte Rastpunkte. Das ist weniger ein funktionales Thema als eine Frage der Haptik: Wenn du sehr viel Wert auf ein „klickendes“ Premium-Drehrad legst, solltest du diesen Punkt im Hinterkopf behalten. Für die alltägliche Bedienung – mal eben ein, zwei Grad rauf oder runter – ist das Konzept aber unkompliziert.
Montage und Ventilkompatibilität
Technisch gesehen ist das W600 für das in Europa übliche Heizkörpergewinde M30 x 1,5 mm ausgelegt. Für andere Ventiltypen legt Aqara mehrere Adapter bei, etwa für gängige Ventilserien wie RA, RAV oder RAVL. Die Adapter bestehen aus Kunststoff und sind auf eine möglichst breite Kompatibilität ausgelegt.
Bei älteren oder sehr fest sitzenden Ventilen lohnt es sich, beim Montieren sorgfältig zu arbeiten: Adapter spannungsfrei aufsetzen, nicht verkanten und im Zweifel lieber einmal mehr prüfen, ob alles stabil sitzt. Für typische Standardheizkörper im Wohnbereich sollte das Set gut passen, aber bei exotischen Ventilen empfiehlt sich ein Blick in die Kompatibilitätslisten der Hersteller oder Händler.
Leiser Antrieb für Schlafzimmer und Büro
Ein Kernargument für das Aqara W600 ist der leise Stellmotor. Aqara gibt weniger als 30 dB an, und verschiedene Testberichte bestätigen, dass das Thermostat deutlich leiser arbeitet als sein Vorgänger E1 und viele Konkurrenzmodelle.
In der Praxis interessiert das vor allem dort, wo dich laute Stellgeräusche bisher gestört haben – etwa im Schlafzimmer, Kinderzimmer oder einem ruhigen Arbeitszimmer. Klassische „Klack- und Surr-Geräusche“, die man von vielen älteren Smart-Thermostaten kennt, sind beim W600 stark reduziert. Wenn du empfindlich auf Geräusche reagierst, ist dieser Punkt entscheidend, unabhängig davon, ob du Zigbee oder Thread verwendest.
Zigbee: Mehr Komfortfunktionen im Aqara-Ökosystem
Im Aqara-Ökosystem spielt das W600 seine Stärken vor allem über Zigbee aus. In Kombination mit der Aqara Home-App und einem passenden Hub stehen in der Regel Funktionen bereit wie:
- umfangreiche Heizpläne mit lokalen Automatiken
- Kopplung mit Aqara-Fensterkontakten, um beim Lüften automatisch abzusenken
- Nutzung eines externen Temperatursensors, falls die Temperatur direkt am Heizkörper keine realistische Raumtemperatur abbildet
Gerade die Anbindung externer Temperatursensoren wird in Berichten aktuell als verlässlich vor allem im Zigbee-Modus beschrieben, weil die gesamte Logik in der Aqara-Welt abgebildet wird. Wer also möglichst viel Automatisierung direkt mit Aqara-Komponenten nutzen möchte, fährt im Moment meist mit Zigbee besser.
Thread/Matter: Schnelle Reaktion und herstellerübergreifende Einbindung
Im Thread-Modus tritt das W600 als Matter-Heizkörperthermostat auf. Voraussetzung ist ein Thread Border Router im System. Der große Vorteil hier: Die Reaktionszeit. Befehle aus Matter-fähigen Apps werden laut ersten Tests nahezu verzögerungsfrei umgesetzt, was für ein direktes, „snappiges“ Bediengefühl sorgt.
Die Matter-Welt befindet sich allerdings noch im Aufbau. Einige Dinge, die im Aqara-Ökosystem selbstverständlich sind – etwa bestimmte Kombinationen mit Sensoren oder komplexe Zeitpläne – hängen im Matter-Kontext stark von der jeweiligen Zentrale ab. Home Assistant etwa kann vieles über eigene Automationen abbilden, andere Plattformen sind noch im Ausbau. Wenn du Matter vor allem als grundlegende, standardisierte Basis siehst und bereit bist, Logiken in deiner Zentrale aufzubauen, passt das gut zusammen. Wenn du hingegen erwartest, dass alle Aqara-Komfortfunktionen 1:1 über Matter verfügbar sind, solltest du deine Erwartungen eher vorsichtig formulieren.
Einrichtung, Firmware und Praxis-Hinweise
Aus den ersten Praxiserfahrungen lassen sich einige Hinweise ableiten, die dir beim Einstieg helfen:
- Direkt nach dem Auspacken ist häufig ein Firmware-Update nötig oder zumindest sinnvoll, insbesondere wenn du das Thermostat im Matter-Modus nutzen möchtest.
- Dieses Update läuft über die Aqara-App, sodass du das Gerät anfangs in der Regel doch kurz mit einem Aqara-Hub koppelst und einen Account benötigst – selbst wenn du später hauptsächlich mit Matter arbeiten willst.
Ein weiterer praktischer Punkt ist die Display-Ausrichtung. Das W600 sitzt seitlich am Heizkörper, und das Display ist ebenfalls seitlich angeordnet. In engen Nischen oder wenn der Heizkörper ungünstig steht, kann die Ablesbarkeit darunter leiden. Durch die Möglichkeit, das Display um 180 Grad zu drehen, lässt sich das allerdings meist lösen – es lohnt sich, die endgültige Position einmal in Ruhe auszuprobieren, bevor du alles fest anziehst.
Akku- bzw. Batterielaufzeit und Stromversorgung
Versorgt wird das Aqara W600 mit zwei AA-Batterien. Je nach Nutzungsprofil, Häufigkeit der Stellvorgänge, gewählter Temperatur und Funkaktivität ist eine Laufzeit von bis zu rund zwei Jahren realistisch. Das ist im Bereich smarter Heizkörperthermostate ein üblicher Wert.
Wenn du viele Stellbewegungen, häufige Szenenwechsel oder intensive Automatisierungen nutzt, kann die Laufzeit entsprechend kürzer ausfallen. Ein sinnvoller Tipp ist, hochwertige Batterien zu verwenden und bei mehreren Thermostaten im Haushalt idealerweise alle Batterien gleichzeitig zu wechseln, um Fehlersuche und Ausfälle im Heizbetrieb zu vermeiden.
Preis und Marktposition
Zum Start liegt der Straßenpreis des Aqara Radiator Thermostat W600 ungefähr bei 50 Euro pro Stück (Stand Ende 2025, abhängig von Händler und Aktionen). Damit ordnet es sich zwischen den sehr günstigen Tuya-Derivaten und klassischen Premium-Lösungen ein.
Im Vergleich zu günstigen Thermostaten bringt es moderne Funkstandards und einen deutlich leiser arbeitenden Motor mit. Im Vergleich zu etablierten Marken, die häufig noch auf ältere Funktechniken setzen, punktet das W600 mit Thread-Unterstützung und einer klaren Ausrichtung auf die Matter-Zukunft.
Für wen ist das Aqara W600 interessant?
Auch ohne explizite Kaufempfehlung lässt sich das Profil des Geräts gut einordnen. Das W600 passt vor allem, wenn du:
- bereits im Aqara-Universum unterwegs bist und deine Heizkörper dort integrieren möchtest,
- ein Smart Home auf Basis von Matter und Thread aufbauen willst und Wert auf leise Thermostate legst,
- gezielt nach einer Lösung für empfindliche Räume wie Schlafzimmer oder Kinderzimmer suchst.
Wichtig bleibt der Blick auf deinen vorhandenen Hub bzw. deine Zentrale: Gibt es bereits einen Thread Border Router? Wie gut unterstützt deine Plattform die Anbindung externer Sensoren oder Heizpläne – eher über Aqara oder eher über eigene Automationen?
Je nachdem, wie diese Fragen bei dir ausfallen, kannst du das Aqara Radiator Thermostat W600 als leises, technisch modernes Bauteil in dein Smart Home einplanen – entweder schwerpunktmäßig im Zigbee-Ökosystem oder als Baustein einer Matter-/Thread-Zukunft.

